Modernes Heilmittel mit uralter Tradition: Indischer Weihrauch, botanisch Boswellia serrata, gilt als eines der ältesten Heilmittel überhaupt
Die Anfänge der Heilkunst stehen häufig mit religiösen Riten in Verbindung. So auch beim Weihrauch, einem “Klassiker” bei Ritualen und in der Naturmedizin.
Seine Wirkungen werden verständlicherweise seit langem “erforscht”. Anfänglich wurde vor allem seinem Duft eine beruhigende Wirkung zugeschrieben, aber bereits vor 5.000 Jahren wurde Weihrauch in Form von Pulver oder als Extrakt in Öl und Salben verabreicht.
Die alte Tradition der indischen Naturheilkunde “Ayurveda” erkannte sehr detaillierte Anwendungsgebiete wie rheumatische Beschwerden, chronische Entzündungen, Magen, Darm und Hauterkrankungen.
Den Ärzten der Antike war der Weihrauch ein sehr wichtiges Heilmittel. Ägyptische Quellen sprechen von der Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts. Auch einer der Urväter der westlichen Medizin, Hippokrates, wusste den Weihrauch sehr zu schätzen.
Die Verwendung des Weihrauchs in der Klostermedizin bahnte den Weg in die weltliche Medizin der Neuzeit.
Erste Belege über “Oleum thuris” (Weihrauchöl) stammen aus dem 16. Jahrhundert. Für Hildegard von Bingen und Pfarrer Sebastian Kneipp war Weihrauch fester Bestandteil ihrer Therapiekonzepte. Sie empfahlen die tägliche Einnahme weißer Weihrauchharzkörner!
Da Kneipp die Schriften von Hildegard von Bingen nicht kannte, muss es im Mittelalter verschiedene voneinander unabhängige Traditionslinien gegeben haben.
Die Schlüsselfunktion
Dem Weihrauch kommt eine Schlüsselfunktion bei der Behandlung verschiedenster Erkrankungen zu:
Weihrauch bei Rheumatische Erkrankungen
- Gelenkentzündungen
- Weichteilrheuma
- Fibromyalgie
- Gicht
- Borreliose
Weihrauch und Lungenerkrankungen
- Bronchialasthma
- Mukoviszidose
- Funktionelle und entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Heuschnupfen
- Psoriasis
- allergisch bedingt oder Schuppenflechte
weitere Erkrankungen in Verbindung mit der Anwendung von Weihrauch
- Allergische Erkrankungen und Weihrauch
- Hauterkrankungen
- Kopfschmerzen verschiedenster Ursache
- Lebererkrankungen
- Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
- Gehirntumoren
Weihrauch ist nicht gleich Weihrauch
Indischer Weihrauch (Boswellia serrata) besteht, wie auch alle anderen Weihraucharten aus einer Vielzahl einzelner Substanzen, erreicht aber die höchsten Boswellinsäurekonzentrationen.
Mehr als 200 Inhaltsstoffe wurden identifiziert, davon machen Harzstoffe den größten Anteil aus (ca. 8 % ätherische Öle).
Im reinen Harz befinden sich auch die medizinisch hochinteressanten Boswellinsäuren. Gängige Produkte beinhalten bis zu 65 % Boswellinsäure. Es gibt aber auch hochwertigere Produkte mit höheren Anteilen von bis zu 80 %. Diese hohen Werte werden vor allem mit dem indischen Weihrauch erreicht.
Weihrauch, der Entzündungshemmer
Boswellinsäuren sind der Schlüssel zum Verständnis des Einflusses des Weihrauches auf das entzündliche Geschehen:
Entzündungen sind komplexe Vorgänge und werden durch so genannte Entzündungsmediatoren (Entzündungsvermittler) im Körper ausgelöst. Diese verursachen die Begleiterscheinungen der Entzündung wie Schwellung, Überwärmung und Schmerz. Ähnlich wie die chemischen schmerz- und entzündungshemmenden Mittel NSAR (Paracetamol, Iboprufen und Diclofenac) und Cortison, gelingt es den Boswellinsäuren, die Freisetzung dieser Entzündungsvermittler zu unterbinden.
Entscheidend ist allerdings die Unschädlichkeit des Wirkmechanismus von Weihrauch.
Selektive Leukotrien-Biosynthese-Hemmung – Einfluss auf die Entzündung
Boswellinsäuren hemmen die Leukotrienbiosynthese (so genannte Entzündungsmediatoren). Dies führt zur positiven Beeinflussung entzündlicher Erkrankungen , ohne die Nebenwirkungen, die von antiinflammatorischen Medikamenten bekannt sind (Corticoide, nicht steroidale Antirheumatika, NSAR). Zu letzteren zählen auch die vom Markt genommenen COX-2-Hemmer.
Gerade die Toxikologie (Nebenwirkungen) der Boswellinsäuren wurde in den letzten Jahren umgehend erforscht. Beobachtete Nebenwirkungen sind reversible Hautrötungen und Unverträglichkeiten.
Die de facto Nebenwirkungsfreiheit von Boswellia serrata liegt wohl an der selektiven 5-Lipoxygenase Hemmung. Corticoide und Salicylate wirken über einen anderen Weg antientzündlich. Sie hemmen die Cyclooxygenase und damit die Prostaglandin Biosynthese. Dies scheint für deren Nebenwirkungsprofil verantwortlich zu sein.
Abb. 1: Wirkungweise von Boswellia serrata
Entzündungen werden durch Leukotriene und Prostaglandine verstärkt. Zur Bildung dieser Stoffe sind Enzyme (Biokatalysatoren) notwendig. Die Entzündung wird gehemmt wenn entsprechende Enzyme gehemmt werden! Boswellinsäuren hemmen die Entzündung über die Hemmung der Leukotrienbildung
Nicht unerwähnt sein sollte die Tatsache, dass eine selektive Leukotrienbiosynthese-Hemmung durch Boswellia serrata nicht zur Vasokonstriktion führt. Die Nephrotoxizität der NSAR ist letztlich darauf zurückzuführen. Die selektive Leukotrienbiosynthese-Hemmung könnte somit auch ein Ansatz für die Behandlung der chronischen Nephritis darstellen.
Weihrauch bei Colitis ulcerosa
Eine Studie verlgich die Wirkung von Boswellia serrata mit Sulfasalazin. Es sprachen mehr Patienten auf Boswellia serrata an als auf Sulfasalazin. Auf Boswellia serrata erfuhren 82% der Patienten eine Verbesserung der Symptomatik
[1].
Die Bioverfügbarkeit von Boswelliasäuren
Damit Weihrauch und deren Wirkstoffe, die Boswelliasäuren wirken können, müssen diese auch vom Körper aufgenommern werden können.
Lesen Sie hier mehr über die Bioverfügbarkeit von Boswelliasäuren
Weihrauch bei Rheuma (chronischer Polyarthritis)
Weihrauch bei Asthma
Weihrauch bei Hirntumoren
Weihrauch bei Hirntumoren durch Hemmung der Topoisomerasen I und II
[1] Boswellia serrata (Weihrauch) bei Colitis ulcerosa
Heldt MR, Syvrovets T, Winking M, Sailer ER and Simmet T (1997)
Boswellic acids exhibit sytotoxid effects on brain tumor cells independent from 5-lipoxygenase inhibition. Naunyn-Schmiedeberg`s Arch Pharmacol 355 (Suppl):30
Shao Y, Ho CT, Chin CK, et al.
Inhibitory activity of boswellic acids from Boswellia serrata against human leukemia HL-60 cells in culture.
Planta Med (Germany), May 1998, 64(4) p328-31
Syrovets T; Gschwend JE; Buchele B; Laumonnier Y; Zugmaier W; Genze F; Simmet T
Department of Pharmacology of Natural Products and Clinical Pharmacology and Department of Urology, University of Ulm, Helmholtzstrasse 20, D-89081 Ulm, Germany.
J Biol Chem 2005 Feb 18;280(7):6170-80