Archiv für den Monat: Oktober 2012

Boswellia serrata (indischer Weihrauch) – nur ein Mittel bei Rheuma? Einsatz in der Onkologie

Boswellia serrata wirkt bei schweren chronischen Erkrankungen bei gleichzeitig geringen Nebenwirkungen

Vielfältige Studien der letzten Jahrzehnte berichten über die Wirkungen von Boswellia-Säuren und dessen Inhaltsstoffe auf Krankheiten entzündlicher Genese. Chronische Polyarthritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Asthma und Neurodermitis seien hier exemplarisch genannt. Neueste Studien erforschen nun die Wirkung von Boswellinsäuren auf Tumorgewebe.

Selektive Leukotrien-Biosynthese-Hemmung – Einfluss auf die Entzündung

Boswellinsäuren hemmen die Leukotrienbiosynthese (so genannte Entzündungsmediatoren). Dies führt zur positiven Beeinflussung entzündlicher Erkrankungen , ohne die Nebenwirkungen, die von antiinflammatorischen Medikamenten bekannt sind (Corticoide, nicht steroidale Antirheumatika, NSAR). Zu letzteren zählen auch die vom Markt genommenen COX-2-Hemmer.

Gerade die Toxikologie (Nebenwirkungen) der Boswellinsäuren wurde in den letzten Jahren umgehend erforscht. Beobachtete Nebenwirkungen sind reversible Hautrötungen und Unverträglichkeiten.

Die de facto Nebenwirkungsfreiheit von Boswellia serrata liegt wohl an der selektiven 5-Lipoxygenase Hemmung. Corticoide und Salicylate wirken über einen anderen Weg antientzündlich. Sie hemmen die Cyclooxygenase und damit die Prostaglandin Biosynthese. Dies scheint für deren Nebenwirkungsprofil verantwortlich zu sein.

Abb. 1: Wirkungweise von Boswellia serrata

Entzündungen werden durch Leukotriene und Prostaglandine verstärkt. Zur Bildung dieser Stoffe sind Enzyme (Biokatalysatoren) notwendig. Die Entzündung wird gehemmt wenn entsprechende Enzyme gehemmt werden! Boswellinsäuren hemmen die Entzündung über die Hemmung der Leukotrienbildung

Nicht unerwähnt sein sollte die Tatsache, dass eine selektive Leukotrienbiosynthese-Hemmung durch Boswellia serrata nicht zur Vasokonstriktion führt. Die Nephrotoxizität der NSAR ist letztlich darauf zurückzuführen. Die selektive Leukotrienbiosynthese-Hemmung könnte somit auch ein Ansatz für die Behandlung der chronischen Nephritis darstellen.

Einfluss von Boswellia serrata auf Tumorgewebe – der Schlüssel sind erneut Enzyme

Wie erklären sich nun die Wirkungen von Boswellia serrata auf Tumorgewebe? Als adjuvante Therapie bei Hirntumoren und dessen Begleit-Ödeme wird es seit langem angewendet. Ähnliche Wirkungen wie die der Coricoide wurde eine geringe Nebenwirkungsrate gegenübergestellt und so zur logischen Therapieoption. Beobachtungen der Wirkungen auf das Tumorgewebe waren eher zufälliger Art. Es schien, dass unter hohen Dosierungen von Boswellia serrata (4-5 Gramm täglich, abhängig vom Boswelliasäuregehalt) das Tumorgewebe in manchen Fällen weniger schnell wuchs oder sich sogar reduzierte. Intensive Untersuchungen, vor allem von Thomas Simmet et al., an der Universitätsklinik Ulm erkannten einen neuen Wirkmechanismus, der diesem Effekt zugrunde zu liegen scheint.

Die Tumorzelle benötigt Topoisomerasen zur Zell-Teilung

Erneut sind es Enzyme, die uns die Lösung bringen. Die Topoismerase I und Topoisomerase II-alpha sind Enzyme, die die Tumorzelle benötigt, um sich teilen zu können. Die Erkenntnis, dass aus der Hemmung der Topoismerasen ein antitumoröser und antimikrobieller Effekt resultiert, gab Anlass zur Erforschung vielfältiger Stoffe hinsichtlich dieser Wirkung (Burden und Osherhoff, 1998).

Die Verträglichkeit dieser Wirkung hängt allerdings von der Art und Weise der Hemmung ab. Boswellia serrata wirkt über eine kompetitive Hemmung der Enzyme (eine katalytische Inhibition) und verhindert so die Zellteilung der Tumorzelle. Anderen Substanzen, pflanzliche Substanzen mit antitumorösen Eigenschaften wie Camtothecin wirken als Topoisomerse-Gift und haben dadurch nachteilige Wirkungen. Wir scheinen mit Boswellia serrata eine ganz neue Klasse von Topoisomerasen-Hemmern zu erhalten. Entscheidend ist nämlich, dass Boswellia serrata die Zellteilung hemmt, ohne die DNA zu beeinflussen.

Studie Boswellia serrata und Topoisomerasen Studie

Es gibt eine Reihe von systematischen Studien zur Wirksamkeit der Boswelliasäuren auf verschiedene Tumorgewebe. Vor allem Acetyl-11-Keto-Beta-Boswellinsäure und Acetyl-Beta-Boswellinsäure (verschiedene Fraktionen der Boswelliasäuren) wirken auf humane Glioma-Zell-Linien (Heldt et al., 1997), und Acetyl-Boswelliasäuren auf humane Leukämie Zellen (Shao et al., 1998). Simmet et al. (2005) konnten die Wirkung von Acetyl-11-Keto-Beta-Boswellinsäure auf chemotherapieresistente und hormonunabhängige Prostatatumore darstellen.

Weihrauch (Boswellia serrata) hat eine lange Tradition als Heilmittel

Neben diesen viel versprechenden Ansätzen kann der Weihrauch auf eine jahrtausend alte Tradition zurückblicken. Dies ist aus naturheilkundlicher Sicht nicht unerheblich. Verschiedenste Zeitalter und Kulturen bedienten sich der Heilwirkungen des Weihrauches. Ausgehend von der indischen Naturheillehre „Ayurveda“ über die Antike mit Hippokrates als einer ihrer bekanntesten Vertreter, bahnte es seinen Weg bis in die Neuzeit. Für Hildegard von Bingen und Pfarrer Kneipp war Weihrauch ein fester Bestandteil Ihrer Therapiekonzepte. Da Kneipp die Schriften von Hildegard von Bingen nicht kannte, muss man von mehreren Traditionslinien ausgehen. Neben oben genannten Indikationen wurde Boswellia serrata in vielen weiteren Bereichen eingesetzt. Selbst die seelische Befindlichkeit im Sinne eines emotionalen Gleichgewichtes soll durch Weihrauch positiv beeinflusst werden.

Die Tumorerkrankung – ein multifaktorielles Geschehen

Bei allem Gesagten sollte man sich aber stets bewusst sein, dass gerade die Entstehung einer Tumorerkrankung meist multifaktoriell bedingt ist. Neben Weihrauch gibt es eine Reihe weiterer aktiver Pflanzenstoffe, die unterstützend angewendet werden können.

Dies fordert all unser therapeutisches Wissen heraus.

Immunmodulation

Bekanntlich ist die Tumorerkrankung unmittelbar mit der Funktion des Immunsystems verknüpft. Eine Modulation, dessen Funktion durch die Gabe von (1/3), (1/6) – Beta-D-Glukan erreicht wird. (1/3), (1/6) – Beta-D-Glukan erhöht die Makrophagen-Aktivität. Der TNF-Alpha (Tumor-Nekrose-Faktor) wird neben einer Lymphozytenstimulation signifikant erhöht.

Radikalfänger und Zellteilung

Neben oben genannten direkten Immunmodulatoren wirken hochpotente Radikalfänger indirekt zur besseren Wirksamkeit der immunkompetenten Zellen. Hervorzuheben seien OPC (oligomere ProCyanidine), welche in vielen Pflanzen in unterschiedlicher Konzentration vorkommen.

Neben der positiven Beeinflussung des Immunsystem entfalten hochaktive Substanzen wie OPC weitere Effekte. Jede Zelle produziert NO (Stickoxid) als wichtiger aber auch toxischer Stoff. Die Erbsubstanz ist vor allem während der Zell-Teilung anfällig. Produziert die Zelle NO, scheint die Zell-Teilungsrate aus Eigenschutz geringer zu sein. Wird die Zelle aber mit freien Radikalen konfrontiert, so fährt die Zelle ihre NO-Produktion (NO-Radikale) herunter. Eine niedrigere NO-Produktion führt aber zur erhöhten Teilungsrate der Zelle, obwohl freie Radikale anwesend sind. Dies kann dann zu Schäden führen. Ebenso werden Tumorzellen durch die Anwesenheit von freien Radikalen zur Zellteilung animiert.

Trans-Resveratrol führt zur Apoptose (Zell-Tod) der Tumorzelle

Das durch seine mögliche lebensverlängernde Wirkung stark im Mittelpunkt der Forschung stehende Trans-Resveratrol ist seit langem Bestandteil der chinesischen Heilkunde. Moderne Studien fanden nach Gabe von Trans-Resveratrol eine erhöhte Apoptose-Rate (Zelltod-Rate) der Tumorzellen. Trans-Resveratrol kommt in Weintrauben (Vitis vinifera) und in wesentlich höheren Konzentrationen im chinesischen Knöterich (Polygonum multiflorum) vor.

Abschließend lässt sich sagen, dass es logische Therapieansätze bei Tumorerkrankungen aus der Pflanzenheilkunde gibt. Lange Traditionen der Kulturgeschichte der Menschheit konnten aufgrund von modernen Studien verifiziert werden.

 

Literaturangaben

Aziz MH, Nihal M, Fu VX, et al.

Resveratrol-caused apoptosis of human prostate carcinoma LNCaP cells is mediated via modulation of phosphatidylinositol 3′-kinase/Akt pathway and Bcl-2 family proteins.

Mol Cancer Ther (United States), May 2006, 5(5) p1335-41

Heldt MR, Syvrovets T, Winking M, Sailer ER and Simmet T (1997)

Boswellic acids exhibit sytotoxid effects on brain tumor cells independent from 5-lipoxygenase inhibition. Naunyn-Schmiedeberg`s Arch Pharmacol 355 (Suppl):30

Shao Y, Ho CT, Chin CK, et al.

Inhibitory activity of boswellic acids from Boswellia serrata against human leukemia HL-60 cells in culture.

Planta Med (Germany), May 1998, 64(4) p328-31

Syrovets T; Gschwend JE; Buchele B; Laumonnier Y; Zugmaier W; Genze F; Simmet T

Department of Pharmacology of Natural Products and Clinical Pharmacology and Department of Urology, University of Ulm, Helmholtzstrasse 20, D-89081 Ulm, Germany.

J Biol Chem 2005 Feb 18;280(7):6170-80

S-Acetylglutathion

Die Bioverfügbarkeit von oral zugeführten Glutathion (γ-Glutamylcysteinylglycin) konnte bewiesen werden. Bioverfügbarkeit Glutathion
Die Acetylierung von Vitalstoffen kann eine Methode sein die Bioverfügbarkeit und Stabilität der Substanz zu verbessern.

Die Verwendung von S-Acetylglutathion oder S-Acetyl-L-Glutathion sehe ich in sofern kritisch, da ich keine Studie kenne die diesen Stoff in seiner Wirkung genau untersucht hat. Zu reduziertem Glutahtion GSH gibt es eine große Anzahl von Studien mit der belegten Wirksamkeit. Die Acetylierung kann die Bioverfügbarkeit zwar erhöhen, verändert aber auch das Molekül.
In jedem Fall ist eine Beeinflussung der körpereigenen Glutathionproduktion (downregulation) aufgrund von oraler Zufuhr von Glutathion nicht zu erwarten, da die Produktion von Glutathion vom Vorhandensein schwefelhaltiger Aminosäuren und nicht vom Glutathionspiegel abhängt.

Intrazelluläre und kettenbrechende Antioxidantien

Antioxidantien sind in der Lage “freie Radikale” zu neutralisieren bzw. abzuwehren.
Man kann Sie in zwei große Gruppen einteilen

  1. Kettenbrechende Antioxidantien
  2. Nicht kettenbrechende Antioxidantien (meist enzymatisch)

Der Vorteil der “kettenbrechenden Antioxidantien” (wie OPC, PQQ, Resveratrol, Vitamin C, Vitamin E, Q10, Lycopin, Lutein) ist die Tatsache, dass diese sich in einer Art Selbstmordkommando aufopfern um “freie Radikae” zu neutralisieren. “Kettnebrechend” meint eben diesen Sachverhalt, dass keine gefährlichen Kettenreaktionen mehr möglich sind.
Diese Antioxidantien können alleine für sich ihre antioxidative Kapazität entfalten. Sie muessen nicht zwingend in einem Antioxidantien-Mischpräparat kombiniert werden. Allerdings ist die Verteilung der einzelnen Antioxidantine teilweise organspezfisch, dass heißt sie haben eine gewisse “Organaffinität”. Deshalb kann es Sinn machen für eine breitgestreute Gesundheitsvorbeugung mehrere kettenbrechende Antioxidantien einzunehmen.

  • Beispielsweise hat OPC eine große Affinität zu den Blutgefäßen
  • Lycopin zur Prostata und Hoden (aber auch den Augen)
  • Astaxanthin zu Hoden und Gebärmutter
  • Lutein zur Netzhaut

Anders verhält es sich bei den endogenen Antioxdantien. Diese sind in einem Netzwerk miteinander verbunden.
Sie haben zwar den Vorteil direkt am Entstehungsort der Radikale (vor allem in den Mitochondrien den Zellhochleistungskraftwerken) zur Verfügung zu stehen. Sie sind aber nicht in der Lage die reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) (freie Radikale) vollends abzufangen, sondern können diese nur etwas abmildern und “weiterreichen”.

Neben der Enteilung “kettenbrechend” und enzymatisch ist auch folgende Einteilung sinnvoll.

  1. endogene Antioxidantien (intracelluläre Antioxidantien)
  2. exogene Antioxidantien

Erstere können vom Körper selbst hergestellt werden. Sie sind haben die wichtige Aufgabe hochaggressive “freie Radikale” unschädlich zu machen. Allerdings sind sie nicht in der Lage die “freien Radikale” vollends zu eleminieren, sondern sie machen sie weniger aggressiv und geben die Sauerstoff-Radikal wie in einem Staffellauf zum nächsten Antioxdans weiter. Wenn der nächste “Staffelläufer” nicht zur Verfügung steht, kann es zur Anhäufung von bestimmten ROS kommen und sehr gefährliche Kettenreaktionen entstehen. Die ROS können die empfindlichen Fette der Zellmembran angreifen. Oxidierte Fette oxidieren ihrerseits ihre “Nachbarn”.

I. Die endogenen Antooxidantien können in enzymatische und nichtenzymatische Antioxidantien eingeteilt werden.

  1. enzymatischen Antioxidantien (antioxidative Enzyme)
    1. wie die Superoxiddismutase SOD (im Zytosol Kupfer und Zink abhängig (Cu2+/Zn2+ SOD) und in den Mitochondrien Mangan abhängig (MnSOD))
    2. Katalase
    3. Glutathionperoxidase GPX
  2. Glutahion GSH (Glutathionredoxsystem)

II: exogene Antioxidantien

  • OPC
  • Vitamin A
  • Vitamin C
  • Vitamin E
  • Das Vitaminoid Coenzym: Q10 (wird auch im Körper hergestellt)
  • PQQ
  • usw.

Ubichinol versus Ubichinon

Conenzym Q10 ist eine wichtige Substanz in der Atmungskette der menschlichen Zelle. Da es vom Körper selbst hergestellt wird, hat es keinen Vitamin-Status, wird deshalb als so genanntes Vitaminoid bezeichnet. Fakt ist allerdings, dass die körpereigene Produktion mit zunehmenden Alter stark abfällt. Deshalb ist eine Substitution dieses Vitalstoffes sehr wichtig, gerade wenn man bedenkt, dass die Mitochondrienfuntion (Ort der Atmungskette) von Q-10 abhängt. Ubichinon (Ubiquinon) ist abgeleitet vom lateinischen Wort ubiquitär (überall) vorkommend, da es ja in jeder Zelle benötigt wird.

Die Substitution mit Q10 ist aber auch noch aus anderer Sicht sinnvoll: Q10 ist eine wirksame antioxidative Substanz mit großer Affinität zu Cholesterin. Dies bedeutet, dass Cholesterin bei gutem Q10 Status nicht so schnell “ranzig” (oxidiert) wird. Da eben gerade dieses “ranzig” gewordene Cholesterin die Eigenschaft hat, sich an den Arterienwänden abzulagern, hilft Q10 auch bei Arteriosklerose. Ähnlich wirken auch natürliches Vitamin E und OPC (oligomere Proanthocyandine).

Welche Form von Q10 ist nun die Beste? Im Körper gehen Ubichinol und Ubichinon ständig ineinander über, sodass es keinen unbedingten Vorteil von Ubichinol geben sollte. Da alle Studien zur Wirksamkeit von Q10 mit Ubichinon gemacht wurden, wäre gerade dieser Stoff zu präferieren. Die Verwendung von Ubichinol aufgrund der vermeintlichen besseren Bioverfügbarkeit muss noch eingehend geprüft werden.

Bewiesen ist aber die verbesserte Bioverfügbarkeit von Ubichinon in Verbindung mit Piperin. Von Nano Q10 oder ähnlich veränderten Stoffen würde ich abraten, da diese andere Stoffwechselwege gehen als unverändertes Q10. Was hat man von einer besseren Bioverfügbarkeit wenn ggf. keine Wirkung eintritt.

Studie Q10 und Piperin zur Bioverfügbarkeit

Desweiteren verändert die Substitution mit 300 mg Ubichinon die Muskalutar des Menschen im Sinne einer 10-jährigen Verjüngung durch bestimmte Genexpressionen. Bei Herzschwäche gehört Q10 zum Standardmittel.

Weitere Wirkungen von Q10 zur Unterstützung bei:

  • Kardiomyopathie
  • Immunsystem stärkend
  • Verhinderung der Nebenwirkungen von Statinen (Fettsenkern)